Freitag, 24. November 2023

Rezension zu "Vom Mond aus betrachtet spielt das alles keine Rolle"

 Allgemeine Daten

Autor(in): Anne Freytag

Veröffentlichung: 29. September 2023

Seitenanzahl: 432 Seiten

Verlag: One Verlag

Genre: realistisches Jugendbuch

 

Inhalt

Wäre Sallys Leben ein Film, würde sie darin ganz sicher nicht die Hauptrolle spielen. Sie wäre eher der Sidekick - die Tochter, die keine Probleme macht, die Schwester, die Konflikte scheut, die Freundin, die ihre Meinung für sich behält. Sally mag diese Rolle nicht, dennoch füllt sie sie aus. Bis die ein paar Jahre ältere Leni bei ihnen einzieht und das Gefüge durcheinanderbringt. In ihrer Gegenwart fühlt Sally sich zum ersten Mal irgendwie echt. Und ist deswegen mehr hin- und hergerissen denn je. Zwischen dem, was von außen betrachtet richtig zu sein scheint, und dem, was sich in ihrem Inneren gut anfühlt. Ist der Moment gekommen, endlich die Protagonistin ihrer eigenen Geschichte zu werden?

 

Rezension

Anne Freytag ist für ihre realistischen und kritischen Bücher bekannt, die vor allem jüngere Menschen ansprechen. Sie hat einen sehr einfühlsamen Schreibstil und bemerkt Dinge, die oft vielleicht außen vor bleiben.

Auch mit diesem Buch beweist sie ihr Geschick, die Generation Gen Z zu verstehen. Ihr Schreibstil ist auch in diesem Buch wieder sehr außergewöhnlich und begleitet einen durch die Geschichte. Dieses Buch ist im Vergleich zu ihren anderen Werken wirklich eher für jüngere Leserinnen und Leser geeignet, wo sie ja sonst eine All-Age-Autorin ist. 

Wie in ihren anderen Büchern haben auch hier die Charaktere realitätsnahe, ehrliche und einfach liebenswerte Eigenheiten, die ihren eigenen Teil zur Geschichte beitragen. Genau dieser Faktor, diese kleinen, einfühlsamen Dinge, machen ihre Bücher zu etwas so Besonderem. 

Die Handlung greift ein Thema auf, was vor allem die Generation, welche hier klar angesprochen wird, mit am meisten belastet hat: Die Corona- bzw. Lockdown-Zeit. Die Idee ist gut und ich mag es, wie dieses Thema ab und an auch in anderen Büchern angeschnitten werden, weil es eben dazugehört, wenn Bücher im „Hier und Jetzt“ spielen und es erzählerische Rückblicke gibt. Ein gutes Beispiel ist hier auch „A Spell Unspoken“. Da dieses Buch allerdings nur in dieser Zeit spielt, haben die Charaktere wenig Handlungsspielraum, da ihnen durch die damals geltenden Regeln einfach die Hände gebunden sind. Ich habe in der Hinsicht einen kleinen Zwiespalt mit mir selber, da ich es auf der einen Seite gut finde, dass dieses Thema aufgegriffen wird und sich Menschen auf jeden Fall verstanden fühlen und sich mit den Charakteren identifizieren können. Auf der anderen Seite sind so auf der erzählerischen Seite einfach Grenzen gesetzt.

Während der Geschichte wird das Haus nicht verlassen. Das spielt zum einen in den oberen Punkt mit rein, aber dies bewirkt auch, dass der Fokus sehr stark auf der Charakterentwicklung liegt. Es gibt wirklich starke Dialoge und es war spannend zu sehen, was in dem Kopf der Protas vor sich geht. Aber es ist eben auch so, dass sie sich eher durch sich selber und durch das bisschen Interaktion, was damals möglich war, entwickeln und nicht durch große Handlungsabschnitte. Das war mir leider auf der Spannungsebene oft zu wenig. 

Ich mag an Annes Büchern, dass sie meistens relativ ruhig verlaufen und es allem voran kein unnötiges Drama gibt, was mich in anderen Büchern massiv stört. Trotzdem ist immer klar, welche Message vermittelt werden soll und diese kommt auch sehr klar rüber. 

Trotz dessen, dass es nicht ihr bestes Buch ist, würde ich das Buch weiterempfehlen. Es spricht eine Zeit und damit verbundene Themen an, was eher selten vorkommt und deswegen so wichtig ist. Ich freue mich schon auf die nächsten Bücher der Autorin!

4/5

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen